
Mitte des 14. Jahrhunderts, genauer gesagt 1346, starben die Grafen von Ravensberg im Mannesstamm aus. Mit Graf Bernhard von Ravensberg, von seinen Eltern eigentlich für eine Laufbahn als geistiger Würdenträger vorgesehen, verstarb der letzte männliche Vertreter seines Geschlechts. Seine Nichte Margarethe, einzige Tochter seines Bruders Otto IV., dem früh verstorbenen Vorgänger von Bernhard als Landesherr, war verheiratet mit Gerhard von Jülich. Margarethe erbte die Grafschaft Ravensberg und brachte das Territorium in die Ehe mit ein. Auf diese Weise ging die Herrschaft über die Grafschaft Ravensberg zunächst über an die Herzöge von Jülich, die sich später Herzöge von Jülich-Kleve-Berg nannten – für die Grafschaft Ravensberg handelte es sich in mehrfacher Hinsicht um eine Epochenwende.
Denn die Herzöge residierten in ihren Stammlanden am Niederrhein, vor allem in Düsseldorf. Ihre Grafschaft Ravensberg lag davon weit entfernt; getrennt durch andere Länder und Territorien. Aufgrund dieser Situation erwies es sich natürlich als schwierig, die Landesherrschaft auszuüben. Deshalb entwickelten die Herzöge ein besonderes System: Sie übertrugen ihre landesherrlichen Befugnisse und vor allem ihre Burgen in der Grafschaft Ravensberg an sogenannte Pfandherren. Diese zahlten eine gewisse Summe Geld, wohingegen ihnen gestattet war, die Herrschaft relativ selbstständig auszuüben. Manche Pfandherren überschritten jedoch ihre Befugnisse; sie schalteten und walteten, wie es ihnen beliebte. Mitunter veräußerten sie auch landesherrlichen Besitz, ohne zuvor die Erlaubnis der Herzöge einzuholen.
1346 starb mit Bernhard von Ravensberg der letzte männliche Vertreter seines Geschlechts. Die Herrschaft über die Grafschaft ging an die Herzöge von Jülich über, die am Niederrhein residierten. Zunächst war nie vorgesehen worden, dass Bernhard jemals Graf von Ravensberg sein sollte. Doch es kam anders als geplant. Gesprochen von Sascha Kubiak.