
Das 13. Jahrhundert lässt sich als Blütezeit der Grafschaft Ravensberg charakterisieren. Hatten die Grafen noch zu Beginn des Jahrhunderts infolge von Erbschaftsauseinandersetzungen und Herrschaftsteilungen den Verlust der norddeutschen Besitzungen um Vlotho und im Emsland zu beklagen, so kam es nunmehr zur Arrondierung des gräflichen Eigentums am Teutoburger Wald. Erstmals kann man in Ansätzen von einem verhältnismäßig eindeutig umrissenen Territorium Ravensberg sprechen, das sich um die Landesburgen Ravensberg im Westen, Sparrenberg im Zentrum und im Süden, Limberg im Norden sowie Vlotho im Osten gruppierte.
Außerdem kam es zu einem verstärkten Siedlungsausbau. Graf Otto III. von Ravensberg, der 1257 die Regierungsgeschicke übernahm, gründete beispielsweise die Bielefelder Neustadt. Allmählich entwickelte sich die Stadt mit dem Marienstift zum geistigen, politischen und kulturellen Mittelpunkt der Grafschaft. In den ländlichen Gebieten seines Territoriums ließ der Graf Ländereien urbar machen und schuf dort ebenso neue Siedlungen. Zudem versuchte er, Gerichtsrechte in seiner Hand zu vereinen. Gleichzeitig darf natürlich nicht verschwiegen werden, dass der Graf dabei vor Fehden und gewaltsamen Kontroversen nicht immer zurückschreckte – für die Zeitgenossen handelte es sich um legitime Mittel des Konfliktaustrags. Freilich begegnen einem in dieser Zeit auch Landfriedensbündnisse, also Verträge, in denen sich benachbarte Mächte gegenseitig Schutz und Unterstützung versicherten. Überdies ließ Otto III. Münzen prägen; einer seiner Brüder fungierte als Osnabrücker Bischof – alles Anzeichen einer damals mächtigen Stellung der ravensbergischen Dynastie in der Region. Deshalb erstaunt wenig, dass seinerzeit Minnesänger den Herrscher für seine Taten lobten. Der berühmte Heinrich von Meißen genannt Frauenlob bezeichnete Otto III. zum Beispiel als den „Treffliche[n] von Ravensberg“. Seine letzte Ruhestätte fand der vielgerühmte Graf von Ravensberg nach seinem Tod am 25. März 1305 in der Bielefelder Marienkirche an der Seite seiner Ehefrau, Hedwig zur Lippe. Dort kündet ein prunkvolles Grabmal bis heute von Otto III.
Das Siegel von Otto IV. (1306-1328)
Beschriftung: OTTONIS COMITIS DE RAVENSB[ER]G[ENS]I[S]
Übersetzung: Siegel Ottos, des Grafen von Ravensberg